Offensichtlich wissen wir es alle: Die Lage ist ernst! „Was nicht geboren wurde, ist einfach nicht da“, bringt Recruiting-Experte Henrik Zaborowski in seinem Vortrag zum HR-Innovation-Day die Arbeitsmarkt-Situation auf den Punkt. Ich bin ihm sehr dankbar für die offenen und klaren Worte, die eine Situation beschreiben, die „wir“, die irgendwas mit Personal zu tun haben (egal ob aus Wissenschaft oder Wirtschaft), schon lange haben kommen sehen.
Der HR-Innovation-Day von Professor Peter M. Wald bot am 11. Juni in Leipzig an der HTWK wie immer viele Denk- und Diskussionsansätze, von denen ich gern einen aufgreifen möchte.
Wir kennen alle das Problem: Wir sind auf der Suche nach dem Heiligen Gral, der uns einen immerwährenden Bewerberstrom an gutausgebildeten Mitarbeitern garantiert, die jubelnd und hochmotiviert jahrelang bei uns bleiben und sich nichts Besseres vorstellen können, als unseren Unternehmen bedarfsgerecht treu (aber trotzdem bitte hochflexibel!) zu bleiben.
Und während jede einzelne Bewerbung mittlerweile durch die Unternehmen teuer erkauft wird, und während die NoShow-Rate im Vorstellungsgespräch mittlerweile bei 50 Prozent liegt (so das Feedback der Personaler auf dem letzten Netzwerktreffen PERSONAL) und während wir betonen, wie megasuperwichtig uns das Miteinander und der Mensch und die Persönlichkeit ist („gern Quereinsteiger!“), nimmt die Digitalisierung im Recruitingprozeß zu (denn auch Recruiter fehlen) und der Bewerber bekommt auf der Unternehmensseite überhaupt keinen Menschen je zu Gesicht, wenn er an einer bestimmten Stelle der Online-Bewerbung kein Häkchen gesetzt hat.
„Seht Euch JEDEN Bewerber an!“ empfiehlt Henrik Zaborowski und antwortet auf die Frage, ob KI und Digitalisierung im Recruitingprozeß hilfreich sind, dies sei die reine Verzweiflung – wie bei Tinder. …
Wenn wir mehr Menschen wollen, müssen wir uns offensichtlich wieder mehr als Mensch im Recruiting einbringen. Es braucht innovative und kreative Wege, um neue Mitarbeiter auf offene Stellen und tolle Unternehmen aufmerksam zu machen. Da kann Digitalisierung sehr, sehr hilfreich sein. Doch sobald das Interesse eines potenziellen Bewerbers geweckt ist, MUSS es wieder „menscheln“: Kurze Reaktionszeiten, persönliche Ansprache, offene Kommunikation von Mensch zu Mensch… – damit quasi aus dem Tindermatch ein Date wird… oder aus dem Bewerberinteresse eine Einstellung.
Kommt gut in die neue Woche – Packen wir es an!
Eure Maria Sharichin
