Auf dem 15. Leipziger Personalforum informierten die Expertinnen von JANIK – Ergonomische Bürowelten darüber, wie Arbeits- und Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz erhalten werden kann. Dieses Thema wird nun am 2. April in einem kostenfreien Workshop vor Ort in den Ausstellungsräumen in Leipzig-Lindenau vertieft – für mich (Maria Sharichin) ein guter Anlaß, um im Vorfeld Dagmar Janik-Stenzel und Leonie Schleifnig für ein Interview zu besuchen.
Maria: Ihr habt ja auf dem 15. Leipziger Personalforum im vergangenen Jahr ein Thema präsentiert, das Euch sehr, sehr am Herzen liegt. Worum ging es Euch dabei?
Leonie: Die Überschrift des 15. Leipziger Personalforums war „Leistung und Motivation“ und wir haben das auf ein oft vernachlässigtes Thema bezogen, nämlich auf Menschen mit Handicap. Wir haben darüber gesprochen, wie man diese Zielgruppe mit Hilfsmitteln und Lösungen im Arbeitskontext bzw. an einem Büro-Arbeitsplatz wieder zur Leistungsfähigkeit zurückholen kann. Dabei ging es um verschiedene Ausstattungsmöglichkeiten, die wir mitgebracht und vorgestellt haben, wie zum Beispiel einen elektrisch verstellbaren Bürostuhl.
Dagmar: Wir wollten zeigen, wie man dadurch letztendlich auch zu mehr Motivation im Team kommt. Wir erleben es ja tagtäglich: Die Teams werden immer heterogener, gleichzeitig wollen wir Arbeitskraft erhalten, und wir können es uns tatsächlich nicht mehr leisten, Leute mit einer Einschränkung bzw. mit einem Handicap nur im Home-Office zu lassen oder sie einfach zu berenten, wie man es früher gemacht hat. Wir wollen diverse Teams bilden, und dazu gehört natürlich auch, Leute mit einem Handicap oder mit einer kleineren körperlichen oder auch geistigen Einschränkung mitzunehmen; – und das ist mit vielen unterschiedlichen Hilfsmitteln durchaus möglich. Auf dem Personalforum im vergangenen Jahr haben wir das gezeigt und wollen es nun auch am 2. April hier bei uns noch einmal ausführlicher vorstellen. Das Thema findet bisher oft zu wenig Beachtung, wir wollen dafür nicht nur sensibilisieren, sondern hier in unserer Ausstellung sehr konkret werden. In dem Workshop kann man hier bei uns alle Produkte, Möbel und Hilfsmittel anfassen, testen und ausprobieren. Die Idee ist, an diesem Tag kompakt und unkompliziert sowohl Betroffene, aber auch Leute, die sich beruflich damit beschäftigen, wie zum Beispiel vom Inklusionsservice oder andere Berater, zu informieren und zu zeigen, was möglich ist – und was wir in dem Bereich können.
Maria: Wie werdet Ihr üblicherweise mit dem Thema kundenseitig konfrontiert? Wie ist eine typische Anfrage?
Dagmar: Oft schreibt mir der Personaler oder die Personalerin eine Mail und sagt „Hallo Dagmar, ich habe hier ein Rezept. Eine Mitarbeiterin braucht einen speziellen Stuhl; das ist die Diagnose.“ Und dann bekommen wir manchmal den kompletten Brief geschickt, das ist ganz häufig so. Unser Team ist glücklicherweise recht bunt aufgestellt: wir haben eine Physiotherapeutin, und eine Ergotherapeutin, die dann den Brief aus dem fachlichen Kontext quasi „übersetzen“ können. Der typische Fall ist also ganz oft ein „Helft mir bitte, was soll ich mit dieser Diagnose machen? Ich verstehe sie nicht.“ Die Personaler werden häufiger damit konfrontiert, wissen aber oftmals gar nicht, was sie damit machen sollen, und fragen sich dann: Muß ich da jetzt vielleicht erst einmal den Betriebsarzt anrufen? Was muß ich mit dieser Diagnose tun? Und da geht tatsächlich schon unsere Beratung los, sowohl zum Prozess, als auch letztendlich dann zum Produkt. Im besten Fall übersetzen wir die Diagnose einfach und zeigen, was die Möglichkeiten und geeignete Hilfsmittel für den Arbeitsplatz wären, entweder als eine Beratung hier in unserer Ausstellung oder eine Beratung bei dem Mitarbeiter vor Ort am Arbeitsplatz. Das ist die Standardanfrage und der Standardweg.

Dagmar Janik-Stenzel, Inhaberin von JANIK Ergonomische Bürowelten studierte nach einer Berufsausbildung zunächst Kommunikations- und Medienwissenschaften, bevor sie mit einer Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit in den 2000er Jahren in das elterliche Unternehmen einstieg.
Das Leipziger Familienunternehmen hat sich seit 2009 auf die ergonomische Gestaltung von Arbeitsplätzen spezialisiert, wobei die moderne und nachhaltige Büroausstattung und deren Planung nach wie vor ein großer Bestandteil darstellt, neben Workshops, besonderen Stühlen usw…
Heute ist Dagmar Janik-Stenzel nicht nur langjährige Ergonomie-Expertin (gerade absolviert sie eine nächste Weiterbildung zum Geprüften Arbeitsplatzexperten), sie engagiert sich auch ehrenamtlich, unter anderem im Handelsausschuss und in der Vollversammlung der IHK zu Leipzig.
Mit ihrem Unternehmen hat sie innovative Projekte vorangetrieben, wie z.B. den Bau des preisgekrönten „Janik-Holzhauses“ in Leipzig-Lindenau, dessen Büro ASUNA Leipzig mit dem Sächsischen Staatspreis für Baukultur im Jahr 2019 ausgezeichnet wurde.
Leonie: Wobei uns manchmal auch Betroffene direkt von selbst kontaktieren, wenn sie schon im Kontakt mit Kostenträgern standen, die uns dann empfehlen. Oft müssen wir auch da noch viel Aufklärungsarbeit leisten, um zu zeigen: Es geht gar nicht nur um ein konkretes Produkt, sondern auch um den ganzen Prozess.
Dagmar: Die Anfrage von Betroffene ist ganz oft: „Ich habe jetzt diesen Grad der Behinderung – Was gibt es denn für Möglichkeiten?“ Eine weitere klassische Frage ist immer: „Fördert das die Krankenkasse?“ Worauf wir oft sagen: „Nein, die Krankenkasse fördert das im Regelfall nicht, denn wenn ich noch im Arbeitsprozess stecke, dann sind es die Sozialversicherungsträger.“ Also die Rentenversicherung, oder die Berufsgenossenschaften bei Wegeunfällen, oder der kommunale Sozialverband Sachsen. Auch darüber können wir aufklären und haben die entsprechenden Kontakte.




Maria: Wie weit geht Ihr in Euren Leistungen und in Eurer Beratung? Was fällt NICHT in Euren Zuständigkeitsbereich?
Dagmar: Wir gehen dabei schon relativ weit: Alles rund um die klassische (ergonomische) Arbeitsplatzausstattung, sei es von der Fußwippe über den höhenverstellbaren Tisch oder Stuhl bis zum Bildschirmfilter, wenn jemand eine besondere Augenerkrankung hat, oder eine besondere Beleuchtung oder eine akustische Optimierung. Diese Hilfsmittel fallen in unsere Zuständigkeit, also alles, was Ergonomie am Arbeitsplatz ist. Dabei beschäftigen wir uns sowohl mit dem Büroarbeitsplatz als auch mit dem Industriearbeitsplatz, denn auch beim Industrie-Arbeitsplatz kann man viel tun: Mit einer Entlastungsmatte, einer Stehhilfe, oder zum Beispiel mit einem Scherenhubtisch, wenn jemand gar nicht mehr tragen kann, aber trotzdem im Produktionsprozess eingesetzt ist und da auch bleiben möchte. Das gehört alles dazu. Wir kooperieren teilweise mit Sanitätshäusern und auch mit anderen Herstellern, die manchmal über die klassische Bürobranche hinausgehen. Wir können da sehr, sehr viel an Beratung und Leistung abdecken.
Leonie: Viele Kunden gehen irrtümlich davon aus, daß mit der Lieferung der Produkte unsere Leistung aufhört, aber wir sind oftmals auch noch im Nachgang Ansprechpartner und geben Hilfestellung bei der Koordination der einzelnen Hilfsmittel und beraten darüber auch telefonisch.
Leonie Schleifnig studierte in Freiburg i. Brsg. und Leipzig Sportwissenschaften. Beginnend mit Nebentätigkeiten in Sporttherapie und vereinsbezogener Kinder- und Jugendbildung, war die gebürtige Berlinerin als Referentin im trainings- und sportwissenschaftlichen Kontext für den badischen Sportbund und Landessportbund Sachsen tätig.
Nach dem Masterabschluss mit Fokus auf Gesundheitsförderung zog es die Sportwissenschaftlerin in die Welt der Ergonomie und somit in das Setting Betrieb – denn am Arbeitsplatz holt man ihrer Meinung nach den Großteil der Menschen ab, um sie von einem gesunden und aktiven Lebensstil zu überzeugen. Die Ergonomie bietet die Chance, neben des so wichtigen präventiven Aspektes, auch die Rehabilitation (Wiedereingliederung) von Mitarbeitenden zu fördern und somit aktiv Gesundheitsförderung zu leisten, tagtäglich Beschwerden von Menschen zu minimieren. Bei JANIK feilt sie neben der Durchführung von Beratungen, Workshops und Marketing vor allem an nachhaltigen und interdisziplinären Gesundheitsstrategien.

Maria: Wenn jetzt ein Betroffener direkt zu Euch kommt und ein Rezept hat, dann weiß derjenige ja, was bei ihm gestärkt oder gefördert werden muß. Es gibt doch aber bestimmt auch Themen, wo die Leute gar nicht auf die Idee kommen, daß sie Hilfe bekommen könnten. Gibt es Kataloge oder Plattformen, auf denen man sich nicht herstellerseitig einer Lösung nähert, sondern problemseitig?
Dagmar: Die Sanitätshäuser nutzen natürlich solche Datenbanken. Und für die Betroffenen ist unser Verband, der Ergonomiepartner e.V., auch Ansprechpartner mit deutschlandweit vertretenen Ergonomie-Fachgeschäften. Auf seiner Homepage www.ergonomiepartner.de findet man durchaus eine ganze Menge an Informationen und eben auch einen Blätterkatalog mit vielen Produktideen. Diesen haben wir auch als Druckexemplar, das ist wie ein kleines Buch, nicht nach Hersteller sortiert, sondern nach Einsatzort: was gibt es unter dem Schreibtisch, auf dem Schreibtisch, neben dem Schreibtisch, oder darüber hinaus. Und zusätzlich gibt es eine weitere Onlineplattform, Ergonomie-Katalog.com, dort gibt es herstellerunabhängig Informationen zu einem breiten Portfolio an ergonomischen Hilfsmitteln, Produkten und Einrichtungsmöglichkeiten.
Leonie: Solche Kataloge und Datenbanken zeigen allerdings nur die Einzelmöglichkeiten. Um das in einen Zusammenhang zu setzen miteinander und vor allem in Bezug auf die Krankheit, da braucht es definitiv eine Fachexpertise und eine Beratung dazu.




Maria: Am 2. April ladet Ihr unter der Überschrift „Erfolgsfaktor Arbeitsfähigkeit“ von 16 bis 18 Uhr zu einem Workshop ein. Wen sprecht Ihr da konkret an? Wen ladet Ihr ein? Was erwartet die Teilnehmer?
Leonie: Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen erwartet ein interaktiver Workshop hier bei uns im Holzhaus in Leipzig-Lindenau. Wir bieten von 16 bis 18 Uhr zum einen das theoretische Wissen an: Was gibt es für Möglichkeiten? Was gibt es für krankheitsspezifische Hilfsmittel? Und dann möchten wir in den Austausch kommen. Die Zielgruppe sind Betroffene selbst, die herzlich eingeladen sind, aber auch die verschiedenen Akteure, zum Beispiel der Inklusionsbeauftragte oder die Personaler, die mit Wiedereingliederungsthemen zu tun haben.
Dagmar: Eingeladen sind auch Therapeuten, oder Leute, die uns kennen lernen wollen. Wer uns kennt und weiß, was wir leisten, kann uns natürlich viel besser empfehlen. Außerdem kann man dann hier vor Ort alles testen. Man kann alles ausprobieren, damit man auch selbst mal ein Gefühl dafür bekommt.
Leonie: Es geht dabei zum einen um Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die besondere Beeinträchtigungen haben, aber auch um diejenigen, die chronische Erkrankungen haben.
Da gibt es teilweise ganz simple Hilfsmittel, die wir vorstellen, mit denen wirklich schon ganz viel Leid reduziert werden kann. Das können kleine, einfache Dinge sein, wie zum Beispiel eine Rollstabmaus, oder Hilfsmittel für körperzentriertes oder körpernahes Arbeiten.
Dagmar: Vom Balance-Board bis zum motorisch höhenverstellbaren Bürostuhl werden wir alles zeigen, präsentieren, und jeder kann testen. Wir planen bei dem Workshop mit einem kleinen Kreis, wo auch alle Teilnehmer miteinander in den Austausch gehen können und bestenfalls mit einem konkreten Mehrwert für sich rausgehen.
JANIK-Workshop „Erfolgsfaktor Arbeitsfähigkeit“ am 2.4.2025 von 16 – 18 Uhr in Leipzig-Lindenau (kostenfrei, um Anmeldung wird für die Planung gebeten) Details Workshop und Anmeldung Link
